Die dritte digitale Kunstpräsentation in Zeiten der Corona-Pandemie in der Alten Synagoge: mit Sven Henric Olde.

Sven Henric Olde, 1989 geboren, lebt heute als freischaffender Künstler in Hamm und Köln. Bis Sommer 2007 hat er am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld Grafik und Kommunikationsdesign studiert und sein Studium mit einem ausgezeichneten Bachelor und Master of Arts verlassen – ausgezeichnet deshalb, weil er interdisziplinär und mit großem künstlerisch-kulturellen und literarischen Interesse studiert hat. Hier hat er sich gestalterisch wie theoretisch von Anfang an mit für ihn existenziellen Themen auseinandergesetzt und sich mit großem Engagement und in beeindruckender Selbstständigkeit auf den Weg gemacht, seine Leidenschaft für die Kunst (Passione per l’arte, Sandro Chias Plastik am Rathaus der Stadt Bielefeld) in die Theorie und Praxis der grafischen Gestaltung zu integrieren – angefangen mit unorthodoxen Menschenstudien über surrealistisch anmutende Momentaufnahmen auf Reisen bis hin zu künstlerisch-narrativen Bild(er)geschichten, die tagebuchartig die Insbildsetzung von Leben und Welt in die Kunst zeigen. Hier nähert sich Sven Henric Olde dem Thema wie ein Poet, der im Gegensatz zum Analytiker viel mehr und weitergehend in den Gegenständen, dinglichen Zeugnissen und Phänomenen sieht, als das nach den Regeln der Vernunft eigentlich möglich ist.
So verwundert es nicht, dass sich Sven Henric Olde seit dem Ende seiner Schulzeit immer wieder aufs Neue künstlerisch engagiert und seine Arbeitsergebnisse nicht nur konsequent an verschiedenen Orten ausgestellt hat, sondern auch immer wieder als Vermittler von künstlerischen Ideen und Gedanken in Erscheinung getreten ist, schon früh etwa als Leiter der Kunst-AG am St. Michael Gymnasium in Ahlen, als Tutor in der Studienrichtung Grafik und Kommunikationsdesign, als wissenschaftliche Hilfskraft der Druckwerkstatt für Hoch- und Tiefdruck am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld sowie aktuell als Kunstdozent und künstlerischer Leiter des Kunstvereins Ahlen e.V.
Durch seine zahlreichen Reisen und seine Auslandsaufenthalte, während der Sven Henric Olde vielfältige neue Impulse für seine künstlerischen Arbeiten und Projekte erhielt, kam er durch seine menschenfreundliche Art in Kontakt zu vielen Künstlerinnen und Künstlern, sodass ihm immer deutlicher klargeworden ist, dass seine Kunst und sein Leben unabdingbar zusammengehören.
Das begann um 2015, als er sich mit dem Thema seiner Masterarbeit auseinanderzusetzen begann: mit dem Thema Sehnsucht. Reisen und Ruhen. Die Ziellosigkeit als Prinzip und das narrative Kunstbuch „In der Ferne die Möwen“.
Durch die Geschichte im Kunstbuch erweist sich Sven Henric Olde als literarischer Autor, wenn nicht sogar als poetischer Schriftsteller. Mit beeindruckender Phantasie beschreibt er den existenzialistischen Weg seines Protagonisten von einem belastenden Alltag durch das Chaos der Zeitläufte und des Lebens auf einem surreal anmutenden Weg zu einem ebenso überrealen Ziel, das in diesem Fall das Meer, die fliegenden Möwen, die Ferne sind …. Ob das erhoffte Ziel erreicht worden ist und die Geschichte einen guten Ausgang findet, bleibt offen, und die Fragen danach und nach ihren Hintergründen beschäftigen den Leser nachhaltig.
Auf der Basis dieser Geschichte, die als Kunstedition auf Anfrage erhältlich ist, und seiner Kunst hat Sven Henric Olde dann ein im wahrsten Wortsinne großes Kunstbuch entwickelt, in dem seine phantastische Geschichte in einer beeindruckenden Verbindung von innovativer Schriftgestaltung, Spannung erzeugender Bildauswahl und einer kontrapunktartigen Kombination von Bild- und Textausschnitten visuell veranschaulicht wird.
Mit dieser Methodik, in diesem Stil arbeitet Sven Henric Olde bis heute – in seinen Bildern und Zeichnungen und seinen „Onelinern“, von denen eine Version vor dem Kunstgespräch in der Alten Synagoge des Kunstvereins entstanden ist.
(Prof. Dr. Andreas Beaugrand, 10/2020)

Andreas Beaugrand und Sven Henric Olde im Gespräch